Gemeinkosten: Definition & Erklärung

Gemeinkosten sind jene Kostenart im Betrieb, die nicht direkt für die Entstehung eines Kostenträgers, das ist ein bestimmtes Produkt, oder einer Kostenstelle, das ist eine bestimmte Dienstleistung, anfallen.

Simone A. Mitgründerin, Entwicklung, Inhalt & Marketing
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Gemeinkosten - auf einen Blick

Wissen kompakt zusammengefasst

  • Der Begriff Gemeinkosten kommt aus der betrieblichen Kostenrechnung und beschreibt Ausgaben, die im Gegensatz zu Einzelkosten des Unternehmens nicht einem bestimmten Bezugsobjekt als Kostenträger, das ist ein Produkt oder eine Leistung des Unternehmens, zurechnen lassen.
  • Gemeinkosten fallen im Betrieb für unterschiedliche Abläufe an.
  • Daher stehen die Gemeinkosten stehen nicht in direktem Zusammenhang mit einem bestimmten Kostenträger, also mit der Herstellung eines bestimmten Produkts oder dem Prozedere der Bereitstellung einer bestimmten Dienstleistung.
  • Gemeinkosten bilden das Gegenteil zu den Einzelkosten und werden auch als indirekte Kosten bezeichnet.
  • Das Kriterium für die Einstufung von Unternehmenskosten als Gemeinkosten ist der jeweilige Verursacher – werden die Kosten nicht unmittelbar durch einen bestimmten Kostenträger verursacht, handelt es sich um Gemeinkosten.

Gemeinkosten: Erklärung

Unternehmenskosten | Definition


Unter Gemeinkosten werden jene Kosten verstanden, die den Kostenträgern oder Dienstleistungen des Unternehmens nicht direkt zugerechnet werden können:

  • Es besteht kein Leistungszusammenhang mit der tatsächlichen Produktion.
  • Im Gegensatz zu den Einzelkosten können die Gemeinkosten somit auch nicht direkt einem Produkt oder einer Leistung des Unternehmens zugerechnet werden.
  • Deshalb werden Gemeinkosten auch indirekte Kosten oder Overheads genannt.
  • Gemeinkosten bilden das Gegenstück zu den Einzelkosten, die direkt einem Kostenträger zugerechnet werden können.

Historisch gesehen nimmt der Anteil der Gemeinkosten durch die technische Entwicklung in allen Branchen tendenziell zu. Menschliche Handarbeit direkt am Produkt wird immer weniger, während mehr in wertintensive Maschinen und Anlagen investiert wird.

Gemeinkosten und Fixkosten

Die Gemeinkosten sind immer fixe Kosten im Unternehmen, werden also den Fixkosten zugerechnet. Obwohl die fixen Kosten in der Theorie eine gleichbleibende Höhe haben, müssen diese in der Praxis des Betriebs aber über ein Geschäftsjahr gesehen nicht unbedingt einem stetigen Verlauf folgen.

Wo fallen Gemeinkosten an?

Unternehmenskosten | Herkunft


Entscheidend für die Zuordnung zu den Gemeinkosten ist nicht die Art der Kosten, sondern ihr Verursacher. Werden Kosten nicht direkt von einem Produkt oder von einer Dienstleistung verursacht, handelt es sich um Gemeinkosten.

So finden sich in den Gemeinkosten alle Arten von Kosten zum Teil wieder.

Gemeinkosten: Beispiele

Klassische Gemeinkosten sind die Ausgaben für die folgenden Posten:

  • Mietkosten, z.B. für eine Fertigungshalle
  • Baukosten für Gebäude
  • Energiekosten
  • Verwaltungsgemeinkosten
  • Transportkosten
  • Fuhrparkkosten
  • Materialkosten
  • Personalkosten
  • Kosten von Fertigungsmaterialien

Alle diese Kosten fallen übergreifend im Betriebsablauf für die Herstellung verschiedener Produkte oder Bereitstellung unterschiedlicher Leistungen an.

Unterteilung von Gemeinkosten

Unternehmenskosten | Zuordnung


Genau wie die Einzelkosten werden auch die Gemeinkosten in verschiedene Kostenbestandteile unterteilt:

Echte Gemeinkosten

Zu den echten Gemeinkosten gehören die Ausgaben für:

  • Gehälter der Verwaltungsstellen
  • Abschreibungen
  • Versicherungskosten
  • Mieten
  • Heizkosten
  • Telefonkosten

Die Kosten können einzelnen Kostenträgern nur indirekt zugeordnet werden, weil sie durch mehrere oder alle Kostenträger des Unternehmens entstanden sind.

Eine verursachungsgerechte Zuordnung zum jeweiligen Kalkulationsobjekt ist nicht möglich. Stattdessen werden sie im Sinne des Durchschnittsprinzips abrechnungstechnisch über einzelne Kostenstellen geleitet und anhand von Zuschlägen, einem jeweiligen Gemeinkostenzuschlag auf die Einzelkosten eines Bezugsobjekts, indirekt weiterverrechnet.

Unechte Gemeinkosten

Anhand des Beispiels einer Tischlerei betreffen unechte Gemeinkosten insbesondere Hilfs- oder Betriebsstoffe wie Schrauben, Leim, Nägel oder Schleifpapier.

Zwar können sie einem Kostenträger direkt als Einzelkosten zugerechnet werden, aus Vereinfachungsgründen verzichtet man allerdings auf eine gesonderte Erfassung, da sie meist keine erheblichen Werte darstellen.

Materialgemeinkosten

Materialgemeinkosten sind Materialnebenkosten, die für die Beschaffung, die Lagerung, den innerbetrieblichen Transport oder den Schwund diverser Materialien anfallen.

In der Regel werden Materialgemeinkosten auf eigenen Kostenstellen erfasst, zum Wert der verbrauchten Materialien in Beziehung gesetzt und als Gemeinkostenzuschlag in die Materialeinzelkosten mit einbezogen.

Fertigungsgemeinkosten

Gemeint sind damit Kosten, die in der Fertigung oder Produktion anfallen und keinem Kostenträger direkt zugeordnet werden können.

Unter die Fertigungsgemeinkosten fallen:

  • Mietkosten
  • Gehälter
  • Energiekosten
  • Kosten für Betriebsmittel
  • Abschreibungen
  • Leasingraten

Verwaltungsgemeinkosten

Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um die Kosten, die in Zusammenhang mit der Verwaltung eines Unternehmens entstehen.

Gemeint sind Bürokosten, Mieten für Büroräumlichkeiten, Gehälter von Verwaltungsmitarbeitern.

Vertriebsgemeinkosten

Unter Vertriebsgemeinkosten fallen die Kosten für Fahrzeuge, Mitarbeiter des Vertriebs, Lagerung von fertiggestellten Produkten, Werbung oder auch Verpackungsmaterial, das keinem einzelnen Kostenträger zugeordnet werden kann.

Primäre und sekundäre Gemeinkosten

Unternehmenskosten | Zuordnung


Nach der Verrechnung im Betriebsabrechnungsbogen (BAB), das ist ein Kalkulationsschema für die interne Kostenverrechnung im Unternehmen, unterscheidet man zwischen primären und sekundären Gemeinkosten.

Primäre Gemeinkosten

Primäre Gemeinkosten werden durch die Buchhaltung erfasst, je nach Kostenarten gegliedert und auf die Hilfs- und Hauptkostenstellen verrechnet.

Sekundäre Gemeinkosten

Bei sekundären Gemeinkosten ist eine Gliederung nach Kostenart nicht mehr möglich.

Es handelt sich um bereits zusammengefasste Kosten aus den allgemeinen und den Hilfskostenstellen, die den Hauptkostenstellen zugeordnet werden.

Berechnung von Gemeinkosten

Unternehmenskosten | Berechnungsformel


Die Gesamtkosten eines Unternehmens werden in Einzelkosten und Gemeinkosten unterteilt.

Während sich die Einzelkosten relativ unkompliziert auf einzelne Kostenträger zurechnen lassen, müssen Gemeinkosten über verschiedene Kostenstellen verrechnet werden.

Dabei bietet der Gemeinkostenzuschlag bietet einen Schlüssel zur korrekten Berechnung:

Gemeinkostenzuschlag

Der Gemeinkostenzuschlag wird mithilfe von Kalkulationssätzen oder Verrechnungssätzen ermittelt.

Die Gemeinkosten werden auf verschiedene Kostenstellen verteilt und durch den Gemeinkostenzuschlag anhand der folgenden Formel auf einzelne Kostenträger verrechnet:

Gemeinkostenzuschlagsatz = Gemeinkosten*100/Einzelkosten

Oder alternativ:

Gemeinkostenzuschlag = (Gemeinkosten / Einzelkosten) · 100

Die Gemeinkosten werden prozentual auf die einzelnen Kostenstellen verteilt.

Um einen angemessenen Preis für ein Produkt zu erhalten, ist die Verwendung eines solchen Verteilungsschlüssels unumgänglich.

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Quellen

  • Dr. Dr. h.c. Egger, Anton. Dr. Egger, Walter. Dr. Schauer, Reinbert. Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 27., überarbeitete Auflage. S. 856. Linde Verlag Ges.m.b.H. Wien, 2016. ISBN: 9783707334579.
    Online: Linde Lehrbuch – Linde Verlag Ges.m.b.H.

  • MMag. Prell-Leopoldseder, Sonja. Grundlagen der Kostenrechnung. Lehrbuch zur Einführung in die Theorie und Praxis der Kostenrechnung. Linde Verlag Ges.m.b.H. Wien, 2010. ISBN: 9783707316131.
    Online: Linde Lehrbuch – Linde Verlag Ges.m.b.H.

  • Dr. Wolfsgruber, Horst. Kostenrechnung und Kostenmanagement – für Studium und Praxis. 1. Auflage. Linde Verlag Ges.m.b.H. Wien, 2015. ISBN: 9783707331042.
    Online: Linde Lehrbuch – Linde Verlag Ges.m.b.H.

  • Grünstäudl, Matthias. Praxishandbuch Kostenrechnung – Grundlagen, Prozesse, Systeme. 1. Auflage. UVK Verlag. Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG. Tübingen, 2013. ISBN: 978-3-86764-462-4.
    Online: Narr Francke Attempto – UVK expert

  • Zunk, Bernd Markus. Grbenic, Stefan Otto. Baumüller, Josef. Bauer, Ulrich. Kostenrechnung: Einführung – Methodik – Anwendungsfälle. 4. Auflage. LexisNexis Verlag ARD Orac GmbH & Co KG. Wien, 2017. ISBN: 978-3-7007-6855-5.
    Online: LexisNexis Shop